Unser Altmeister wurde 75
Ein Dreivierteljahrhundert - am vergangenen Dienstag wurde der immer noch beim TTV Hildburghausen aktive langjährige Spitzenspieler Rudolf Steinmüller 75 Jahre alt. Der im Hildburghäuser Ortsteil Weitersroda beheimatete Linkshänder war ein Spätstarter im Sport mit dem kleinen Zelluloid. Nach ersten Versuchen in Weitersrodas alter Schule zu Beginn der sechziger Jahre (die dortige Sektion bestand nicht lange) führte sein sportlicher Weg zunächst nach Veilsdorf, wo er sich aber nicht mehr weiter entwickeln konnte.
Da in Hildburghausen der Tischtennissport damals fast zum Erliegen kam, wechselte er zusammen mit seinem Trainingspartner, dem oftmaligen Hildburghäuser Kreismeister Eberhardt Günsch dann zu Beginn der Siebziger nach Themar zur dortigen BSG Lok. Dort spielte er erstmals in der Bezirksliga. Heute kaum noch vorstellbar fuhren beide Spieler mit viel Enthusiasmus auch bei widrigen Witterungsbedingungen im Sommer und Winter mit dem Motorrad zum Training in Themars altehrwürdige Turnhalle an der Meininger Straße. Als dort im Spieljahr 1973/74 der im Möbelwerk tätige polnische Spitzenspieler Marek Zdzistaw ein einjähriges Gastspiel gab, lernte Rudi damals schon fast 30jährig moderne Schlagtechniken und verbesserte sich immens. Eine Erfahrung, die seine weitere sportliche Laufbahn entscheidend prägte.
Folgerichtig führte ihn seine sportliche Entwicklung weiter nach Meiningen zur dortigen DDR-Ligamannschaft. Zusammen mit regional bekannten Spielern wie dem Abwehrstrategen Norbert Hentschker, den spielstarken Reinhardt Albert, Udo Heymann, Lothar Obst oder Ralf Wiegand spielte er in einer Mannschaft. Lok Meiningen war eine ernstzunehmende Größe in dieser überregionalen Spielklasse. Zusammen mit der ebenfalls in Meiningen bei Damen in der DDR-Liga aktiven Hildburghäuserin Babette Geldner wurde Rudi unter anderem 1983 Bezirksmeister im Mixed-Doppel. Zur Zeit der politischen Wende war Rudi zusammen mit Lothar Obst dann in der neugebildeten 2. Oberliga bei SV EG Suhl aktiv. Am Ende stand für die Mannschaft in der damals zweithöchsten Spielklasse der beachtliche 6. Platz zu Buche. Bedingt durch die nun folgende Umgestaltung der Spielklassen und die damaligen gesellschaftlichen Veränderungen ging er 1991/92 zu seinem langjährigen Verein nach Themar zurück.
Nach dem Abstieg der Themarer Mannschaft aus der 1. Bezirksliga wechselte er zur Saison 1994/95 zu seinem heutigen Verein dem TTV Hildburghausen. Nach dem mühsamen Klassenerhalt seines Teams in der 1. Bezirksliga landete er 1996 im Jahr seines 50. Geburtstages den großen Coup: Er schlug bei den Südthüringer Meisterschaften die gesamte, teilweise 30 Jahre jüngere Spitze der Region und wurde Südthüringer Meister im Einzel! In diesem Jahr nahm er auch erfolgreich an den Thüringer Seniorenmeisterschaften (2. Platz) teil und fuhr zu den Südwestdeutschen Seniorenmeisterschaften ins Saarland. Dort schied er in der Vorrunde punkt- und satzgleich nur durch die ausgezählten Bälle etwas unglücklich aus. In den Folgejahren konzentrierte er sich dann auf den Mannschaftssport. Mit dem TTV Hildburghausen konnte er als Südthüringer Mannschaftsmeister und Pokalsieger 2003/2004 sogar den Thüringenpokal gewinnen. Danach spielte er als nicht wegzudenkende Stütze noch mehrere Jahre in der Hildburghäuser Verbandsligamannschaft.
Nach einer kurzen Tischtennis-Auszeit vor dem Renteneintritt, feierte Rudi in einer regelrechten Mehrgenerationenmannschaft, die sich über vier (!) Generationen erstreckte, ein beachtliches Comeback. Nach dem Staffelsieg in der 3. Bezirksliga spielte der Senior mit positiver Einzelbilanz gar noch in der 2. Bezirksliga und trug dazu bei, dass sein Team als Tabellendritter und –vierter erfolgreich abschnitt.
Leider kann es derzeit situationsbedingt keine Feier im Kreis der Sportkameraden geben, so dass der Austausch so mancher Anekdote oder das Erzählen aus einer langen Karriere warten muss. Rudi ist aber nicht nur auf den Tischtennissport fixiert, sondern verfolgt das sportliche Geschehen insgesamt mit großem Interesse. Seine zweite sportliche Liebe gilt so dem Fußball. Beleg dafür ist, dass er unter anderem vor der Wende "unter Beobachtung" zum Länderspiel der (bundes-)deutschen Nationalmannschaft nach Warschau fuhr. Dies wäre auch ein Thema über das er berichten könnte… Möge der Sportsmann durch und durch, solange es seine Kondition zulässt, noch lange die "Kelle" schwingen. (tom)